◄ Anfang
► Pentasthasia
1. Monophonie
Die erste Paraphrase referiert zu den Anfängen der elektronischen Musik, genauer: zum Verfahren, Klänge und
deren Verläufe aus der Synthese von einfachsten akustischen Elementen zu erzeugen – nämlich aus Sinustönen.
Dieser Ansatz, bei den Ursprüngen anzufangen, setzt sich fort in der Idee, die Werte für alle Parameter
(im Stockhausen'schen Sinn sind das nur 2, nämlich Zeit und Amplitude) aus einer Obertonreihe herzuleiten.
Im Bereich der Tonhöhen ist dies die harmonische Reihe von Kontra‑A, aus der 17 Obertöne so ausgewählt wurden,
dass alle 12 chromatischen Tonhöhen vorkommen (die Annäherung an die gleichschwebend temperierte Stimmung wird
im letzten Drittel des Stückes durch glissandi wie angegeben vollzogen):
Harm.: | Name: | f (Hz): | gliss (Hz): | temp.: |
---|---|---|---|---|
1 | A1 | 55 | ||
3 | e | 165 | 164,81 | e |
5 | cis1 | 275 | ||
7 | g1 | 385 | ||
9 | h1 | 495 | ||
15 | gis2 | 825 | ||
17 | b2 | 935 | 932,33 | b2 |
18 | h2 | 990 | 987,77 | h2 |
19 | c3 | 1045 | 1046,50 | c3 |
20 | cis3 | 1100 | 1108,37 | cis3 |
23 | dis3 | 1265 | 1244,51 | dis3 |
24 | e3 | 1320 | 1318,51 | |
27 | fis3 | 1485 | 1479,98 | fis3 |
28 | g3 | 1540 | 1567,98 | g3 |
30 | gis3 | 1650 | 1661,22 | gis3 |
43 | d4 | 2365 | 1174,66 | d3 |
51 | f4 | 2805 | 1396,91 | f3 |
Die klangliche Realisation geschah mit granule, dem Algorithmus für
granulare Synthese des Kompositionsprogramms CSound. Damit lassen sich sehr kurze „Ausbrüche” von
Sinustönen (sog. grains) auf komplex steuerbare Weise überlagern und von klanglichen Flächen in rhythmische
Strukturen (und zurück) überführen.
Die dazu nötigen umfangreichen Einstellungen der Parameter (Ein- und Ausschwingzeiten, Dynamikverhältnisse)
sind ebenfalls mit Hilfe von Tabellen skaliert, die ihre Werte aus Proportionen der Zahlen 1 bis 12 beziehen.
Auch die formalen „Knotenpunkte” des Stückes entstehen dadurch, dass die Gesamtdauer von 138
(komponierten) Sekunden nach ganzzahligen Oberton - Proportionen unterteilt wird.
An diesen Form-Teilungen (welche für die oben beschriebenen Sinusklänge lediglich Durchgangsstellen sind)
erklingen – zur Verdeutlichung – die Ajoutés: Instrumental- und Sprachklänge, von denen der
allererste, möglicherweise etwas irritierende, Satz hier erläutert werden soll.
„Neu ihm, ob Hengst und Wort eint die Lunge; Anästhesie – ja!” ist nichts weiter als eine
von mehreren im gesamten Zyklus verwendeten Transformationen des Satzes „Nah am Abhang stand wartend die
lange Anasthasia.”
Mit Hilfe der von Arno Schmidt (Zettels Traum) erfundenen „Etym-Technik”* wird dieser Satz
sozusagen aus seinem Verharren erlöst und mit neuen Assoziationen aufgeladen – die letzte Paraphrase
kommt explizit darauf zurück . . .
* zu Arno Schmidts Etymtheorie siehe auch den Auszug aus Zettel's Traum auf
der
Website der Arno Schmidt Stiftung und den Artikel auf
Wikipedia.
Stimmen:
Alexander von der Groeben, Mika Gerlach, Nick Watson
▲